Individualpsychologie
1. Geschichte der Individualpsychologie
Die Individualpsychologie wurde 1912 von dem Wiener Arzt Alfred Adler begründet, der zeitweise ein Wegbegleiter Sigmund Freuds war, sich aber in seinen Ansichten immer mehr von ihm unterschied. Adler hatte eine besonders kritische Einstellung zur Sexualtheorie Freuds, in der allein die Verdrängung kindlicher Triebstrebungen als Ursache für spätere Neurosen angesehen wurde. 1911 kam es zum offenen Bruch zwischen beiden. Adler ließ sich 1935 in Amerika nieder. Dort fand seine Psychologieschule große Beachtung bis in die Gegenwart. Sie gehört zu den tiefenpsychologischen Verfahren. Er starb 1937 bei einer Vortragsreise in Schottland an einem Herzinfarkt .
2. Inhalte der Individualpsychologie
Adler forschte anfangs vor allem im Bereich der Organminderwertigkeit: Gestützt durch medizinische Betrachtungen dachte er, dass die Dynamik der Psyche genauso funktionieren könnte wie der menschliche Körper, der auf Organminderwertigkeiten mit überhöhter Anstrengung anderer Organe reagiert und sie somit ausgleicht. Diese Überlegungen stießen aber an Grenzen.
Er wendete sich dann der Erforschung des Minderwertigkeitsgefühls (Begriff stammt von ihm) zu. Er dachte, dass sich der Mensch, da er lange in seiner Kindheit auf Andere angewiesen ist, grundsätzlich minderwertig erlebt. Durch den erzieherischen Einfluss könne dieses Gefühl der Minderwertigkeit entweder verringert oder im Extrem bis zum Minderwertigkeitskomplex gesteigert werden.
Adler war außerdem davon überzeugt, dass jedem Menschen ein Gefühl für die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft angeboren ist. Er nannte es Gemeinschaftsgefühl. Hat sich dieses Gefühl positiv entwickelt gleicht man seine Minderwertigkeit durch das Zusammen-arbeiten und -leben mit Anderen und durch das gemeinsame Lösen von Lebensaufgaben auf einer Ebene (horizontal)aus. Minderwertigkeit kann also seiner Meinung nach durch eine gesunde Entwicklung des Gemeinschaftsgefühls ausgeglichen werden.
Adler hielt das Streben der meisten Menschen nach Anerkennung, Geltung, Überlegenheit und Macht (vertikales Streben) als Kompensation (Ausgleich) des allgegenwärtigen Minderwertigkeitsgefühls für eine falsche Antwort auf die gegebene oder eingebildete Minderwertigkeit, aber leider sei dieses Streben der Motor für die allermeisten menschlichen Verhaltensweisen.
Die Aufgabe des Menschen (und damit auch der Erziehung sowie der psychotherapeutischen Arbeit) ist es nun, dasvertikale Streben bewusst abzubauen zugunsten der Entwicklung des Gemeinschaftsgefühls (horizontales Streben).
Die Erfahrungen in der frühen Kindheit bringen das Kind dazu dieses Höherstreben (vertikal)mit bestimmten, sich stets wiederholenden Verhaltensmustern zu erreichen. Dieser schon früh entwickelte persönliche „Lebensstil“ soll das Erreichen der erwähnten Ziele (Anerkennung und Geltung, vielleicht auch Überlegenheit und Macht) garantieren. Adler spricht in diesem Zusammenhang von einem ,geheimen Lebensplan’ und drückt damit aus, dass diese Zusammenhänge dem Kind selbstverständlich unbewusst sind.
Adler war der Meinung dass die kausale (ursächliche) Betrachtung der Kindheit das Verhalten des Menschen hauptsächlich erklärt und bestimmt, sondern er dachte, dass das Verhalten des Menschen vor allem zielgerichtet (final) ist. Er wies darauf hin, dass alles Lebendige einem Ziel bzw. Zweck entgegen strebt und dass menschliches Verhalten in seinem Wesen nur versteh bar ist, wenn man es als ziel- und zweckgerichtet betrachtet.
Deshalb ist die Individualpsychologie vor allem eine Suche und ein Aufdecken dieser meist unbewußten Ziele und Zwecke die ein Mensch anstrebt, die Suche nach dem Lebensstil.
Beispiele für Lebensstile:
„Ich muss stets der Erste sein, wenn ich angenommen sein will.“
„Ich muss durch Clownerie, durch Witz, durch Charme usw. im Zentrum stehen.“
„Ich muss mich selbst aufgeben und mich ganz für andere aufopfern.“
„Ich darf nicht auffallen und muss mir meinen Platz durch zurückhaltendes Wesen und durch Schweigen sichern.“
„Ich darf mir niemals eine Blöße geben.“
„Ich muss leiden.“
Das „muss“ zeigt , dass die zwanghafte Wirkung eines Lebensstils stets ein Stück Unfreiheit bedeutet und die Vielfalt menschlicher Verhaltensmöglichkeiten einschränkt. Es ist daher nach Adler die Hauptaufgabe der Psychotherapie, den Lebensstil aufzudecken und den Menschen von seinem tyrannischen Einfluss zu befreien und ihm den Blick für seine vielfältigen Möglichkeiten zu öffnen und ihm außerdem zu helfen ein gesundes Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
Methoden der Individualpsychologie:
siehe dem Unterpunkt Therapie bei „Meine Angebote“
Werke des Begründers der Individualpsychologie Alfred Adler:
- Studie über die Minderwertigkeit von Organen (1907)
- Über den nervösen Charakter (1912)
- Theorie und Praxis der Individualpsychologie (1920)
- Menschenkenntnis (1927)
- Der Sinn des Lebens (1933)
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